“Schon vor seiner ersten Ausstellung entspannen sich zwischen ihm und mir lebhafte Auseinandersetzungen über die Frage: Sollen erklärende Wegweiser durch die Bilder aufgelegt werden oder nicht?
Der Künstler meinte “NEIN”, und dabei blieb es trotz spitzfindiger Beredsamkeit meinerseits bis heute. Ein Grund dafür ist, dass seiner Überzeugung nach jede Erklärung, jede Erläuterung eines Kunstwerkes beim Betrachter die geistige Beschäftigung mit demselben, eigene Gedanken und Interpretationen in unzulässigem Maße einschränkt.
Für Kunstkritiker und tatsächlich Interessierte gibt es allerdings noch die Möglichkeit, auf gelegentliche persönliche Erklärungen Heinrich Wagners zu warten, aber Godot kommt meistens nicht.
Ein anderer Grund für die Zurückhaltung bei der Deutung seiner Bilder ist in der überzeugten antipositivistischen Haltung Wagners zu suchen.
Es ist ihm unerträglich, die Ursachen für Beginn der Arbeit an einem Kunstwerk und seine Gestaltung ausschließlich in Daten, Fakten und äußeren Umständen, die scheinbar notwendigerweise ein bestimmtes Resultat zur Folge haben mussten, zu sehen.”
Auszug aus: “Thema: Heinrich Wagner” von Dr. Christian Egger
|